Januar 2023

Achterbahn im Immunsystem

Nach ein paar ganz normalen Tagen passierte es zum ersten Mal. An einem Mittwoch. Gegen Mittag plötzlich starke Kopfschmerzen und Schüttelfrost. Der Bürokollege fragt mich nach dem Verstand, als ich die Heizung noch höher drehe. Irgendwie schaffe ich es noch bis Feierabend. Zuhause wird Fieber gemessen – über 40, Ibu, Bett. Vor dem Einschlafen der Plan: morgen gehe ich zum Arzt.

Nach einer durchgeschwitzten Nacht wache ich auf. Und es ist, als wäre nichts gewesen. Nur die Kopfschmerzen sind noch da, sind aber auszuhalten. Also doch nicht Arzt, sondern Büro. Ich arbeitete damals als Berufstrainer in einer Reha-Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Da konnte es schon mal herausfordernd werden. Und mit Blick auf den vergangenen Fieber-Tag sind Konzentrationsprobleme ja völlig normal. Oder?

Das Fieber-Szenario wiederholte sich den ganzen Januar über immer wieder. Mal einmal, mal zweimal in der Woche. Und es zehrte an meiner Kondition: mit jedem Mal fühlte ich mich schlapper, nur wenn ich dann endlich mal beim Arzt saß, war ja nichts mehr. Die Fieberschübe dauerten manchmal nur Stunden, und außer Schlappheit und mieser Laune war dann beim Arzt nichts festzustellen. Auf die Idee, sich mal mein Blut anzuschauen, kam er damals nicht. Wohl aber darauf, mir ein Rezept über Antidepressiva anzubieten. Da war ich das erste Mal sauer. Und ich ging halt einfach nicht mehr hin, wenn mein Fieber wieder Hallo sagte. Und irgendwie fing ich auf der Arbeit an, die Namen meiner Reha-Teilnehmer zu vergessen.

Picture of Christian Schweden
Christian Schweden

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert