Dezember bis April 2024

Einfach weitermachen.

Es hat sich etwas verändert. Die Fieberschübe bleiben aus. Was bleibt ist ein dauerhaftes, andauerndes Grippegefühl. Faktisch gibt es keinen Tag mehr, an dem ich mich gesund fühle. Ich schaffe alles, was geschafft werden muss. Aber kein Bisschen mehr, denn mit den alltäglichen Verpflichtungen ist die Energie auch weg. Bleibt dann doch mal etwas Restladung im Akku, dann möchte ich es der Welt zeigen: ich freue mich darüber so sehr, dass ich maximal verschwenderisch mit meinen Mini-Ressourcen umgehe. Und weil ich ausnahmslos nur noch in solchen Phasen unter Leute gehen, werde ich von außen als energiegeladen und spontan wahrgenommen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ich bin nur so gut im Ignorieren geworden, dass ich das selber nicht mehr merke.

Die unweigerlich folgenden Tiefs haben nun endlich auch – zumindest meistens – sichtbare Konsequenzen. Über den Hautausschlag an den Händen freue ich mich fast, denn der gibt mir die Erlaubnis, auch nach außen mal mies drauf zu sein. Dass mir alle Knochen weh tun, dass ich Sehstörungen habe und dass ich kaum einen zusammengehörigen Gedanken denken kann, erfährt nur das engste Umfeld und auch nur dann, wenn es gar nicht mehr anders geht.

Das ist ein schönes Arrangement, denn es erlaubt sowas wie Teilhabe am normalen Leben. Dass es Kraft kostet, und zwar alle Kraft die ich habe, merke ich selber nicht mehr.

Es passiert viel Schönes in dieser Zeit, aber irgendwie passiert das nur noch zufällig. Unternehmungen am Wochenende sind nicht mehr drin – getarnt unter dem Deckmäntelchen der vielen Arbeit für KingBEAR ziehe ich mich in die Manufaktur zurück. Denn da merke nur ich selbst, dass ich mittlerweile doppelt so lange für jeden Arbeitsschritt brauche wie noch vor einem Jahr. Und in der Manufaktur ist genau das nicht schlimm, so dass ich da Energie auftanken kann. Die Arbeit ist beinahe meditativ, und mittlerweile habe ich die Abläufe im Qualitätsmanagement so auf meine Handicaps angepasst, dass Fehler einfach nicht mehr passieren können. Was irgendwie weg ist, ist Kreativität.

Da ich beschlossen habe, mit KingBEAR meinen Unterhalt zu bestreiten, reicht nun das Platzangebot nicht mehr aus. Im “Mehrgenerationen-Haus” in Ochtendung breiten wir uns immer mehr in die Gemächer der Hausherrin aus, was zunehmend auch zu Spannungen führt. Meine Handicaps stoßen zudem bei “Boomern” ganz allgemein auf Unverständnis, und spätestens aufgrund meiner “Hyper-Aktivität” morgens ab 4 hat es dann doch das ein oder andere Mal gekracht. Durch einen dieser glücklichen Zufälle taucht dann das Haus in Kollig auf. Gesucht haben wir schon irre lang, aber das ist perfekt. Jetzt sind schnelle Entscheidungen gefragt und gute Planung.

Verträge zu machen und Budgets zu planen habe ich mal gelernt und gelebt. Jetzt scheint das plötzlich wie “olympische Raketenwissenschaft”. Ich schließe den Akku kurz und bekomme das irgendwie hin, die Vorfreude auf den Umzug und darauf, endlich wieder etwas gestalten zu können, macht mich blind für die Konsequenzen.

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Christian Schweden

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