Mai 2023

Der erste Crash. Mit. Wumms. Und mit Folgen.

Bei der Neurologin wird entsprechend der Überweisung lustig rumuntersucht. Erst nachdem ich darauf hinweise, dass das Ganze ja erst nach COVID aufgetreten ist und es sowas wie Long-COVID gibt, erwägt sie ein MRT. Das wird dann auch gemacht, genauso wie eine etwas detailliertere Blutuntersuchung. In beidem zeigen sich Anzeichen für Entzündungen der Blutgefäße, außerdem sind im Blut ein paar Antikörper so gerade eben noch unterhalb des Alarmbereiches, die auf fehlgeleitete Immunprozesse hindeuten können.

Im Arztbrief steht: Spannungskopfschmerz. Ich raste aus. Der Hausarzt stellt ein Rezept über ein Antidepressivum aus, das in niedriger Dosierung auch gegen Migräne helfen kann. Ich könne aber auch gern die volle Dosis nehmen, das helfe ja dann auch bei den “anderen Problemen”. Ich lasse mich auf das Experiment ein, quasi aus Resignation. Um die Erkenntnis aus dem Sommer schonmal vorwegzunehmen: außer, dass ich zusätzlich zu den ganzen Beschwerden auch noch fett geworden bin, hat sich nix geändert.

Mitte Mai passiert es dann: ich kippe zum ersten Mal um. Auf der Arbeit, und zum Glück lag da Teppich im Flur. Ich hatte einfach keine Kraft in den Beinen. Weil auch der Kollege mittlerweile davon ausgeht, dass das alles Kopfsache ist, klettere ich eben alleine wieder auf die Beine und mache weiter, als sei nix gewesen. Zwei Tage später dann Herzrasen und Schmerzen in der Brust. Ab zum Doc, der misst Blutdruck, sagt was von Ernährungsumstellung und nicht mehr Rauchen und verordnet Blutdrucksenker. Dass mein Blutdruck ja normalerweise eher zu niedrig ist und ich noch nie zuvor solche Probleme hatte wird ignoriert.

Ich lasse mich auch auf die Blutdrucksenker ein, denn ein Infarkt käme jetzt irgendwie ungelegen. Die Biester machen aber zusätzlich zur Erschöpfung auch noch müde. Und jetzt habe ich die Schnauze voll. So kann es nicht weitergehen.

Ich suche das Gespräch mit den Vorgesetzten: mein Wunsch ist, Stunden zu reduzieren. Nur vorübergehend, denn dieses Long-COVID geht ja laut Hausarzt von alleine wieder weg. Ganze Tage gehen einfach nicht, und die Abende reichen zum Erholen nicht mehr aus. Ich versuche deutlich zu machen, dass ich bei KingBEAR keine Abstriche machen kann, wenn ich die Firma nicht verlieren möchte. Und gerade die Arbeit in der Firma funktioniert noch gut, weil ich mir da meine Energie selber einteilen kann. Deshalb möchte ich mich nicht krankschreiben lassen, sondern für 3 Monate freiwillig auf Kohle verzichten.

Und das war nicht möglich. Aus sehr nachvollziehbaren Gründen, aber trotzdem ein Schlag in die Fresse. Denn ich habe den Job wirklich gern gemacht und trauere ihm heute noch nach. Jetzt blieb mir leider nur die Kündigung, denn mittlerweile war ich so kaputt, dass ich keine weitere Woche mehr geschafft hätte.

Jetzt war ich also krank und arbeitslos. Ohne Arbeitslosengeld, weil ich selber gekündigt habe. Aber mit etwas Zeit um wieder runterzukommen.

Picture of Christian Schweden
Christian Schweden

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert